Vergebung an erster Stelle

Im katholischen Pilgerzentrum "Notre Dame in Jerusalem" diskutierten kürzlich Religionsführer, Wissenschaftler und Politiker über das Thema "Vergebung". Während der politische Konflikt der Stadt außen vor blieb, ging es vor allem um die Suche nach Gemeinsamkeiten.
Die Teilnehmer der "Jerusalemer Vergebungskonferenz" definierten Versöhnung als zentralen menschlichen Wert. Wie der Veranstalter, Robert Enright, erklärte standen die Konflikte Jerusalems mit Absicht nicht an der Tagesordnung. Robert Enright, Mitbegründer des "International Forgiveness Institutes" stellte außerdem fest, dass die Vergebung in kleinen Schritten erlernt werden müsse. Auf der politischen Ebene zu beginnen, wäre wie "einen untrainierten Läufer in den Marathon zu schicken".
Vorallem Jugendliche sollen die Fähigkeit der Vergebung, Rache und Gewalt einzustellen und die gesundheitlichen Vorteile der Vergebung erlernen.
Der palästinensische Religionsminister Mahmoud Al-Habasch kritisierte jedoch das Konzept. Es sei nicht der Realität entsprechend. "Vergebung des Schwachen für den Starken ist erniedrigend", urteilte Al-Habasch. Statt Vergebung müsse Gerechtigkeit an erster Stelle stehen.