Die Not wächst im Heiligen Land
Die Auswirkungen der Corona-Pandemie im Heiligen Land haben jetzt schon historische Ausmaße. Pessach und Ostern sind vorüber – die Hochfeste von Juden und Christen mussten erstmals ohne öffentliche Gottesdienste gefeiert werden. Selbst der Höhepunkt der orthodoxen Feierlichkeiten, die Zeremonie des heiligen Feuers in der Grabeskirche, fand ohne Gläubige statt. Nun beginnt der Ramadan – ohne Gebete in den Moscheen, nicht einmal in der al-Aqsa-Moschee, ohne Fastenbrechen mit Großfamilie oder Freunden.
Auch im Heiligen Land dauert die ‚Corona-Krise‘ nun inzwischen schon fast zwei Monate an. Die heiligen Stätten und die Gästehäuser sind leer, die meisten Geschäfte geschlossen – und die Befürchtung wächst, dass diese Situation noch länger andauert. Und damit wächst die Not der Menschen. Selbst bei Menschen, die (geringe) staatliche Leistungen erhalten, enden diese Bezüge nach einem bis vier Monaten. Auch alle Einrichtungen des DVHL sind von den Einkommensverlusten betroffen. In unserer Schmidt-Schule in Ost-Jerusalem, die das E-Learning nach den Osterferien wieder aufgenommen hat, müssen wir befürchten, dass die Eltern das noch ausstehende Schulgeld nicht bezahlen können – von dem für das nächste Schuljahr ganz zu schweigen.
Ganz besonders in den palästinensischen Gebieten sind Institutionen, die dort seit Jahrzehnten arbeiten, sowie zahlreiche (christliche) Angestellte in ihrer Existenz bedroht: Schulen können teilweise seit März keine Gehälter mehr zahlen, Krankenhäuser wie das Caritas Baby Hospital verlieren massiv an Einkünften. Die Not der Menschen verstärkt die der Institutionen und umgekehrt. Nicht auszudenken, wenn die Krankenhäuser und sozial-karitativen Einrichtungen schließen müssten!
Die katholischen Hilfsorganisationen, die in der Dachorganisation ‚Coordinating Catholic Aid Organisation‘ (CCAO) zusammenarbeiten, bemühen sich, je nach den Bedürfnissen vor Ort, die größte Not zu lindern. Mal helfen sie beim Bezahlen von Stromrechnungen oder mit Lebensmittelgutscheinen, mal bei der Beschaffung von Masken und Desinfektionsmitteln. Vor allem in den palästinensischen Gebieten fehlen Testmöglichkeiten und Intensivbetten. Hinzu kommt eine Ausgangssperre, die es erschwert, Orte wie Emmaus-Qubeibeh mit dem Alten- und Pflegeheim des DVHL überhaupt zu erreichen.