Dormitio-Abtei: Oase des Friedens, Ort der Begegnung mit Gott
In der Dormitio-Abtei auf dem Zionsberg hat sich in der dritten Kriegswoche eine „traurige und ruhige“ Normalität eingestellt, aber nicht ohne Hoffnung. Pater Basilius berichtet, wie die Mönchsgemeinschaft im Herzen von Jerusalem in diesen Tagen versucht die Türen ihrer Kirche offen zu halten:

In der dritten Kriegswoche hat sich auf dem Zion eine gewisse Normalität eingestellt, traurig und ruhig, aber nicht ohne Hoffnung. Schon in den ersten Tagen des Krieges haben all unsere Volontäre die Dormitio verlassen und sind nach Deutschland zurückgekehrt. Von den 21 Studierenden sind nach und nach insgesamt sechs ausgereist, ebenso die Assistentin unseres Studienjahres. Viele unserer Mitarbeiter:innen können weiterhin zur Abtei kommen, die aus Bethlehem und Umgebung natürlich nicht. Pilger und Touristen wurden nach dem 7. Oktober schnell spürbar weniger. Pilgermessen und Gruppengespräche, Konzerte und andere Veranstaltungen wurden reihenweise abgesagt. Insofern legt sich auf die Dormitio-Abtei ähnlich wie über ganz Jerusalem eine Stille, die man bisweilen als gespenstisch erlebt. Was das für uns wirtschaftlich, so kurz nach der Wiedereröffnung nach der Corona- und Baustellen-Zeit bedeutet, ist noch nicht absehbar.
Dabei war und ist für uns Mönche klar, dass wir unsere Türen gerade jetzt offenhalten: vor allem die der Kirche für Beter, aber auch die der Cafeteria und des Klosterladens. Unsere Kirche und unser Kloster sind damit ein Ruhepunkt, eine kleine Oase des Friedens, nicht zuletzt als ein Ort der Begegnung mit Gott. Auch wenn es nicht viele Besucher sind, so kommen doch jeden Tag einzelne Gäste, einheimische wie internationale, bisweilen auch noch kleine Gruppen.

Ein besonderer Moment ist dabei das 24-stündige Gebet gewesen, das wir am 17. Oktober auf Einladung von Patriarch Pierbattista Kardinal Pizzaballa von Mitternacht bis Mitternacht gehalten haben: Stille Gebetswachen als „Kirche unter dem Kreuz“ (Patriarch em. Michael Sabbah), das solistische Vorbeten aller 150 Psalmen, unsere normalen Gottesdienste über Tag und ein nächtliches Taizé-Gebet zum Abschluss. Ein Tag des Ausharrens unter dem Kreuz, an dem vor Ort sowohl deutschsprachige Christen als auch einige Juden teilgenommen haben. Aber auch über den Internet-Stream haben viele Menschen in aller Welt mit uns das vielleicht wichtigste getan, was wir in diesen Tagen machen können: um Gottes Barmherzigkeit und Hilfe beten, um eine Zukunft in Gerechtigkeit und Frieden.
Pater Basilius Schiel, OSB