Im Herzen von Jerusalem gelegen, verbringt die Mönchsgemeinschaft der Dormitio Abtei eine Adventzeit in einer Region im Kriegszustand. Basilius Schiel OSB berichtet von Zeichen und Momenten der Hoffnung, die trotz allem auch Platz auf dem Zionsberg finden.
Dass wir immer noch in einem Land leben, das im Kriegszustand ist, ist vielfach zu erleben: Die lokalen Medien sind immer noch voll mit Namen und Leidensgeschichten, mit objektiven Berichten und Propaganda; vieles im Alltags- und Geschäftsleben scheint oberflächlich normal, ist hintergründig aber doch oft reduziert und im Ausnahmezustand. Wie bei vielen anderen christlichen, ausländischen Einrichtungen ist dieser Ausnahmezustand auch bei und in der Dormitio stark zu spüren: Uns fehlen – im mehrfachen Sinne – die Pilger, Gäste und Touristen. Vor allem die Kirche, aber auch die Cafeteria und manchmal der Klosterladen sind weiterhin geöffnet, was die wenigen Besucher sehr dankbar annehmen. Aber es sind eben nur sehr wenige. Wir hoffen auf bessere Zeiten. Nicht nur für uns.
Aber auch dieser Hoffnung können wir in diesen Tagen Ausdruck verleihen: In der ersten Adventswoche konnten wir zu gleich zwei feinen Konzerten eine ganze Reihe von Besuchern in der Dormitio begrüßen, denen gemeinsam sein dürfte, dass sie dem Heiligen Land und all seinen Menschen eine bessere, friedlichere Gegenwart und Zukunft wünschen. Die „Konzert-Matinee für Licht und Frieden“ mit Christiane Peterseim (Querflöte) und Sasha Doulov (Cello) am 2. Dezember und das Kammerkonzert mit Highlights aus Händels „Judas Maccabaeus“ mit dem Ensemble PHOENIX am 6. Dezember sprachen jedenfalls genau diese Sprache.
Auch dass unsere Studierenden des 50. Kurses des Studienjahres in angepassten Formen weiterhin ihr Programm machen, ist ein Hoffnungszeichen.
Und adventlich hoffen wir auch weiterhin auf Weihnachten. Die großen, äußerlichen Festlichkeiten werden in diesem Jahr bei den christlichen Gemeinschaften und Kirchen nicht in den Vorjahresformen stattfinden. Der Fokus soll mehr auf die geistlichen und liturgischen Feiern gerichtet bleiben. Für uns Mönche der Dormitio gehört dazu auch die große Gebetsgemeinschaft unserer Weihnachtsaktion „Ich trage in der Heiligen Nacht Deinen Namen nach Bethlehem“. Noch wissen wir nicht, ob und wie wir diesen Weg in diesem besonderen Jahr antreten können. Aber wir erstellen in diesen Tagen wieder unsere große Schriftrolle mit den vielen Namen, die uns zugesandt werden. Dass die Rolle nach Bethlehem und zum Stern in der Geburtsgrotte kommt, das versprechen wir! Wenn nicht im Rahmen eines Pilgerfußweges, dann wird zumindest Abt Nikodemus mit unserem Patriarchen, Kardinal Pizzaballa, nach Bethlehem kommen können. Und mit ihm die Rolle. Wir hoffen auf das Kind in der Krippe, und wir leben aus der Hoffnung mit dem Gottes- und Menschensohn, dem wahren Friedenskönig.