Am 5. September herrschte in Beit Emmaus eine lebhafte Stimmung. Zahlreiche Gäste folgten der Einladung zum ersten „let‘s get together“ – Begegnungstag und kamen nach Qubeibeh.
Als Gäste waren an diesem besonderen Tag Mitglieder des DVHL, Mitarbeiter*innen der Schmidtschule und Benediktiner aus der Dormitio-Abtei in Jerusalem anwesend, ebenso Mitarbeiter*innen des Deutschen Vertretungsbüros in Ramallah, der palästinensische Minister für Planung und Internationale Zusammenarbeit, Mitarbeiter*innen der Birzeit Universität, der Vertreter des gerade entstehenden Pflegeheims in Ramallah und natürlich auch Mitarbeiter*innen von Beit Emmaus und viele andere.
Nach der Eucharistiefeier folgte ein fröhliches und lebendiges Miteinander. Die Anwesenden führten einen lebhaften Austausch und es wurde viel gelacht, gegessen und getanzt. Das Fest zeigte sehr deutlich, dass Beit Emmaus in der lokalen Gesellschaft gut vernetzt ist und eine hohe Anerkennung genießt.
In ihrer Begrüßungsrede drückte Schwester Dominika in großer Dankbarkeit, mit Stolz und voller Freude aus, was Beit Emmaus alles leistet und für welche Werte dieser Ort steht. „Es wäre schön, wenn sich der heutige Begegnungstag zu einer Tradition entwickeln würde“, sagte eine Besucherin beim Abschied. „Wir kommen nächstes Jahr sehr gerne wieder“, sagte ein anderer Gast – ohne zu ahnen, dass ein Wiederkommen nach Beit Emmaus, Qubeibeh, schon drei Tage nach dem Begegnungsfest unmöglich werden würde.
Das Unfassbare:
Am 8. September, nach einem Anschlag auf einen Bus in Jerusalem, traf uns wie ein Blitz die Nachricht, dass einer der Attentäter aus Qubeibeh stammen soll. Nur kurze Zeit nach Erhalt der Nachricht umzingelte das Militär unser Dorf, verhängte einen Lockdown und durchsuchte Häuser. Es herrschte eine „gespenstische Stille“, die Straßen blieben leer. Einige unserer Mitarbeiter*innen konnten nicht zur Arbeit kommen, andere wiederum durften nach dem Dienst nicht nach Hause gehen und übernachteten bei uns.
Die Angst, dass das gesamte Dorf zur Verantwortung gezogen würde, breitete sich schnell aus. Wie ein Damokles-Schwert hing und hängt bis heute die Nachricht in der Luft, dass Häuser abgerissen und Arbeitserlaubnisse entzogen werden.
Auch wenn sich der Alltag mittlerweile ein wenig entspannt hat und wir alle dankbar sind, dass uns allen nichts passiert ist, bleibt die gesamte Situation nach wie vor sehr angespannt. Die Frage nach der Zukunft ist und bleibt sehr ungewiss, wie auch die Frage, ob es nächstes Jahr wieder einen „let´s get together“ – Begegnungstag in Beit Emmaus geben wird.
In solchen sehr herausfordernden Momenten sind Erinnerungen an dieses Fest, das wir gemeinsam feiern durften, wie besondere Kraft- und Zuversichtsquellen, die unsere Hoffnung auf ein besseres Morgen lebendig halten.