„Irgendwie dazwischen“

von | Okt 2, 2024 | Aktuelles

Seit einem Jahr bestimmen Terror, Krieg und Gewalt, Angst, Misstrauen und Hass weite Teile des Lebens im Heiligen Land auf beiden Seiten der geistigen wie physischen Mauern und Zäune, und wir Mönche sitzen vom ersten Tag an irgendwie dazwischen, weil alle unsere Solidarität und Freundschaft einfordern. Anders als die deutsche Politik und weite Teile der deutschen Amtskirche können und wollen wir eine politische Eindeutigkeit nicht bekennen und leben, sondern wagen den schmalen Weg einer beiderseitigen Nähe. Denn es geht zuallererst um den Menschen, seine Würde, seine Gott-Ebenbildlichkeit. Wir beten daher für jüdische, israelische Opfer, genauso wie für muslimische, palästinensische, für die christlichen Opfer auf beiden Seiten, und für die internationalen Opfer (besonders unter den Migranten). Und wir beten auch für die Täter.

Es war für uns zu keinem Zeitpunkt eine Frage, unsere Türen zu schließen! Besonders die Kirche soll jedem, der einen Ort des Rückzugs und der Ruhe, des Gebets und des zumindest kleinen Friedens sucht, offenstehen. In gleicher Linie haben wir auch unsere Weihnachtsaktion durchgeführt: Unter den insgesamt 123.333 Namen auf unserer Rolle waren ebenso 20.000 Stellvertreter für die bis dann gezählten Opfer in Gaza ebenso wie namentlich die Verschleppten und die Todesopfer auf israelischer Seite erfasst.

Ein weiteres Hoffnungszeichen war die Ausstellung „Believe“ im Juli 2024, die eigentlich schon im Oktober 2023 Werke zeitgenössischer Kunstschaffende hätte zeigen sollen. Auch hier war das große Thema der Mensch in seiner Würde, weil es wichtig ist, die Menschenwürde angesichts der Entmenschlichung sowohl der Opfer wie der Täter im Blick zu halten, und den Blick dafür zu weiten, dass der Mensch als Kind Gottes auch ein „Mehr“ in sich trägt. Besonders der Eröffnungsabend, an dem sich eine bunte, friedliche, offene Gesellschaft aus einigen hundert Menschen bei uns einfand, von denen niemand die katastrophale und gefährliche Lage um uns herum verdrängte, trägt diese Signatur einer Sammlung und der Weite, des Gedenkens und der Hoffnung.

Dormitio-Abtei von außen in Straßenflucht