Moshe Zimmermann als Online-Gast bei der Generalversammlung

von | Nov 27, 2024 | Aktuelles

Am Ende stellte er dankbar fest, dass er – anders als am Vortag – seinen Vortrag nicht hatte wegen Raketenalarms unterbrechen müssen: Im Vorfeld der Generalversammlung ließen sich die Teilnehmer:innen online von Prof. Moshe Zimmermann über die Situation im Heiligen Land unterrichten. Der Fachmann für Neuere Geschichte war aus Tel Aviv zugeschaltet und analysierte gewohnt kompetent und pointiert die politische Lage ein Jahr nach dem 7. Oktober 2023.

Dabei ordnete er die Ereignisse in die Entwicklung der letzten Jahrzehnte ein: Seit 1977 lehnt Israel die Zweistaatenlösung ab; seit 2005 behauptet man, dass es wegen des Konflikts zwischen Hamas und Fatah keinen wirklichen Partner für Friedensgespräche gibt – und seit 2014 gibt es tatsächlich keine solchen Verhandlungen mehr. So befindet man sich in einem ständigen Konfliktzustand – mit immer wieder aufflammender Gewalt. Das ist auch möglich, weil Partner wie die USA und die EU das zulassen.

M. Vogt begrüßt M. Zimmermann

Die seit 2022 im Amt befindliche rechte Regierung verfolgt die damit verbundene Agenda gegenüber den Palästinensern verstärkt weiter. Der 7. Oktober hat die Konflikte innerhalb der Bevölkerung vorübergehend überdeckt – allerdings würde auch eine andere Regierung  –unterstützt von einer mehrheitlich rechten Bevölkerung – an der Haltung gegenüber den Palästinensern wenig ändern. Das hat die von oppositionellen Parteien getragene Regierung 2022 gezeigt – und das Ziel, Hamas und Hisbollah zu vernichten, verfolgen die aktuelle Regierung und auch die Opposition. Die Theorie, dass man die Vorzeichen des 7.Oktober  ignoriert habe, um einen Grund zum Gegenschlag zu haben, wies Zimmermann aber als „devil theory“ und fast antisemitisch zurück.

Gefragt, ob es trotz allem Hoffnung gebe, beantwortete Moshe Zimmermann mit dem Hinweis, er glaube zwar an eine Lösung, sei aber – wie gewohnt – pessimistisch bezüglich des Weges dorthin: Wenn man zum Beispiel glaube, dass die enormen Kosten und die Folgen für die Wirtschaft doch Einfluss auf die Politik haben müssten, würde man ja davon ausgehen, dass die aktuelle Regierung rational handle…