Ort der Begegnung – auch in Zeiten des Krieges

von | Okt 2, 2024 | Aktuelles

Die Kriegssituation, die nun fast schon ein Jahr andauert, bedeutet für das Paulus-Haus und seine Angestellten einen tiefen Einschnitt. Vor allem unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, denen wir schon seit Monaten nur noch gelegentlich Arbeit geben können, sind in einer ausgesprochen schwierigen Lage. Die wirtschaftliche Situation ist zunehmend desolat, da gerade viele Christen auf Einkommen aus dem Tourismus angewiesen sind. Die Lebenshaltungskosten sind beträchtlich gestiegen und die Kosten für Wohnen sind für viele kaum noch zu bewältigen. Wir versuchen sie zu unterstützen, soweit es uns möglich ist. Dennoch war das Paulus-Haus zu keiner Zeit ganz geschlossen. Die Situation in Jerusalem ist trotz des Krieges mehr oder weniger ruhig und man kann sich frei bewegen, auch wenn man sich das in Deutschland angesichts der Bilder aus Gaza und mittlerweile auch aus dem Norden Israels vermutlich kaum vorstellen kann. Es kommen deshalb nur noch sehr wenige Gäste zu uns, einige Einzelreisende, meist auf Dienstreisen. Wir konnten einige kleinere Gruppen beherbergen, etwa anlässlich des 50-jährigen Bestehens des Studienjahres in der Dormitio-Abtei oder während der Kar- und Ostertage die Angehörigen des Priesterseminars des Lateinischen Patriarchates. Das liegt in Beit Jala in der Westbank. Sie übernachten bei uns, um so, leichter die liturgischen Dienste bei den Gottesdiensten in der Grabes- und Auferstehungskirche versehen zu können. 

Auch Veranstaltungen für die Mitglieder der noch im Land verbliebenen deutschen Community finden weiterhin statt, ein traditioneller Adventsnachmittag etwa und einige Vorträge. Die vom deutschen Vertretungsbüro Ramallah organisierte Runde der Sicherheitskoordinatoren deutscher Einrichtungen trifft sich regelmäßig im Paulus-Haus. Unter zahlreicher Teilnahme aus der internationalen und der lokalen Community wurde im Juni bei uns ein interreligiöses Modell der Heiligen Stadt vorgestellt, das ein Bewusstsein für das traditionelle Miteinander und Zusammenleben der drei abrahamitischen Religionen in Jerusalem fördern soll. Der Lateinische Patriarch, Kardinal Pizzaballa, sprach dabei über das Bürgerrecht aller Angehörigen der drei Religionen in der Heiligen Stadt, die ohne eine von ihnen nicht vollständig wäre. Einige mehrtägige Seminare israelischer Menschenrechtsorganisationen, von Breaking the Silence, Ir Ammim und den Rabbis for Human Rights fanden bei uns statt. So ist das Paulus-Haus auch in den Zeiten des Krieges ein Ort der Begegnung, des Dialogs und der Gastfreundschaft geblieben. Aus der Ferne haben sich immer wieder ehemalige Gäste bei uns gemeldet, sich nach dem Ergehen erkundigt und den Kontakt gehalten. Dafür sind wir dankbar. Wir hoffen, dass die Zeiten bald besser werden und wieder mehr Gäste ins Paulus-Haus kommen. 

v. l. n. r. Daniel Seidemann, Terrestrial Jerusalem, Pierbattista Kard. Pizzaballa, Lat. Patriarch von Jerusalem, Steffen Seibert, deutscher Botschafter in Israel, Oliver Owcza, deutscher Gesandter für die Westbank, Gaza und Ost-Jerusalem

v. l. n. r. Daniel Seidemann, Terrestrial Jerusalem, Pierbattista Kard. Pizzaballa, Lat. Patriarch von Jerusalem, Steffen Seibert, deutscher Botschafter in Israel, Oliver Owcza, deutscher Gesandter für die Westbank, Gaza und Ost-Jerusalem