Pilgerhaus Tabgha – kein Jahr wie jedes andere

von | Okt 2, 2024 | Aktuelles

Ein Jahr ist vergangen seit dem 7. Oktober 2023. Die Zeit davor mit zahlreichen Gästen, Freiwilligen, die mitarbeiten, und dem Wochenende der deutschen Auslandsgemeinde mit Oktoberfest scheint unendlich weit weg. Seitdem: Viele Tage ohne einen einzigen Gast im Haus, Tage, an denen Mitarbeiter:innen und Gäste wegen Raketenalarm in den Bunker müssen oder an denen wir aus der Ferne Einschläge und das Abfangen von Geschossen hören. Während all der Zeit die Ungewissheit, wie es hier im Norden weitergeht: Kommt noch ein großer Krieg? Weiterhin sind 80.000 Israelis aus ihren Orten an der Grenze zum Libanon evakuiert, können seit einem Jahr nicht zurück in ihre Häuser. 

Und dann wieder: Tage scheinbarer Normalität. Der See liegt friedlich da – ist sogar stiller als sonst. Am Wochenende: Jetskis und Motorboote brausen über den See. Einzelne Reisegruppen, die im Pilgerhaus übernachten oder zum Mittagessen kommen. Israelis, die hier körperliche oder geistige Erholung suchen. Besonders bewegend das Gespräch mit einem dieser Gäste, der uns gegenüber äußerte, er selbst sei nicht religiös, aber er bewundere Menschen, die so lebten. Man spüre den geistlichen Charakter dieses Ortes. Wir sollten das Haus bitte offenhalten und weiter für den Frieden beten. Das tun wir – jetzt im Oktober gibt es, wie im letzten Jahr, zusätzlich die täglichen Rosenkranz-Andachten der Schwestern. Auch andere Begegnungen bleiben unvergessen: Freunde des Hauses, die traumatisiert sind durch das, was sie, was ihre Verwandten und Freunde erlebt haben. Die ihre Verzweiflung nur mithilfe von Medikamenten ertragen. Und dennoch nicht aufhören zu hoffen, sich weiter bemühen um Dialog und Verständigung. 

Nicht zu vergessen die Mitarbeiter:innen des Hauses: Für viele haben wir seit Monaten keine oder kaum Arbeit. Die Jungen bekamen Arbeitslosengeld nur für 90 Tage; auch für die Älteren ist die Frist von 6 Monaten längst abgelaufen. Die Arbeit, die wir haben, versuchen wir gerecht zu verteilen, bemühen uns, so viele wie möglich zu halten – besonders die Familienväter. Die, die nahe an der Grenze wohnen, haben zusätzliche Sorgen – die Kinder sind belastet durch die vielen Alarme, wollen nur noch im Bunker schlafen. Ratlosigkeit auch bei ihnen: Wie lange noch? Wie wird es weitergehen? Wo ist das Licht am Horizont? 

Bitte schließen Sie diese Menschen in Ihre Gebete ein – nicht nur am DVHL-Gebetstag kurz nach dem 7. Oktober 2024. Dies ist ihr Land. Sie können nicht einfach gehen. Sie brauchen eine Zukunft. Hier. 

Front des Pilgerhauses Tabghas am See Genezareth