Eine ganze Generation junger Menschen in Israel, in Gaza und nun auch im Libanon ist an Seele und viele am Körper verletzt. Der Hass und das Misstrauen zwischen Arabern und Juden ist abgrundtief und keiner weiß, wie sich die Völker die Zukunft in diesem Land teilen können und ob es überhaupt eine Zukunft ohne Waffen, Terror und Angst geben kann? Jedes unschuldig verlorene Menschenleben schreit zum Himmel und Politiker aller Seiten ernten die Früchte des Hasses und ihrer seit dem Oslo-Abkommen erfolgreichen Verhinderung von Kennenlernen, Annäherung und Versöhnung.
Seit 1987, der ersten Intifada, versuche ich persönlich und bei der Arbeit, die ich tun darf, die Menschen zu finden, die ein Leben in Respekt und Frieden miteinander gestalten wollen und Kindern und jungen Menschen, die auf der palästinensischen Seite keine organisierte Förderung und Rehabilitation finden können, einen Platz zu ermöglich, wo sie sich in Frieden, Akzeptanz und Liebe entwickeln können und lernen andere Menschen zu respektieren und zu achten. Viele Menschen aus Deutschland, aus Israel und natürlich Palästinenser, helfen seit Jahren mit und jede/r hinterließ seine guten Spuren!
Wir sind bei Lifegate für die Menschen unterwegs, die unsere Hilfe benötigen und in Anspruch nehmen, mithilfe aller Menschen, die in diesem Land leben. Mauern und Zäune würden wir gerne einreißen, wenn Menschen keine Angst mehr voreinander haben müssen! Es gibt diese wunderbaren Menschen auf beiden Seiten, Gott sei Dank, auch heute. Sie halten aneinander fest und leben mit Gottes Hilfe ein Beispiel auch in diesen schweren Zeiten.
Bei Lifegate sehen wir jeden Menschen als individuell, geliebtes Geschöpf Gottes, der ein Recht auf Liebe, Akzeptanz, Förderung, Bildung und eine hoffnungsvolle Zukunft hat. Unser Tor ist weit offen, um ihn/sie herzlich einzuladen und nach einigen Jahren öffnet es sich wieder, um junge Menschen in ein weitgehendst selbstständiges Leben zu entlassen. Dazwischen findet eine ganzheitliche und umfangreiche Förderung statt, die Bildung eine gute medizinische und therapeutische Versorgung und eine intensive Arbeit mit den Familien beinhaltet.
Wir sind sehr dankbar, dass unsere Arbeit auch in einem Jahr des Krieges, wie in einer beschützten Oase mit täglich über 250 geförderten Kindern und jungen Erwachsenen gelingen durfte. Die tägliche gute „Routine“ gibt den Kindern, ihren Eltern und unserem Team Sicherheit und Stabilität und es tut auch gut, einige Stunden am Tag nicht mit den schlimmen Nachrichten konfrontiert zu werden.
Viele palästinensische Menschen verloren durch den Krieg ihre Arbeitsplätze in Israel und vor allem in der im Raum Bethlehem sehr ausgeprägten Tourismusbranche. Auch das Gästehaus Lifegate Garden hat keine Besucher mehr, die Wäscherei (die für Hotels und Gästehäuser Wäsche wusch) hat kaum noch Arbeit, Besuchergruppen, die uns kennenlernten, zu Mittag aßen, im Geschenkeladen einkauften und vielleicht unsere Freunde wurden, bleiben seit einem Jahr aus. Unsere lokal erwirtschafteten Einnahmen, deckten über 40 Prozent unseres benötigten Jahresetats und sind jetzt weggefallen.
Dennoch ist es durch die Hilfe vieler guter Menschen und neuer Ideen bei Lifegate gelungen, diesen Verlust etwas aufzufangen und alle Gehälter konnten bisher pünktlich gezahlt werden. Es ist das Gleichnis von den fünf Broten und den zwei Fischen, das uns hier öfters in den Sinn kommt. Wir reichen das wenige, das wir erhalten weiter, helfen den Eltern, in dem wir den ohnehin kleinen finanziellen Familien-Beitrag verringern, backen seit Kriegsbeginn täglich 50-100 Vollkornbrote in unserer Bäckerei und kochen 50 warme Mahlzeiten und geben sie kostenlos an Menschen aus, die ihre Arbeitsplätze und damit ihr Einkommen verloren haben, helfen Familien mit kleinen Projekten ein Einkommen zu erwirtschaften. Der Segen liegt auf dem Weitergeben und nicht auf dem Festhalten und siehe, es reicht für viele und am Monatsende steht in unserer Bilanz eine schwarze Zahl und jetzt gehen wir getrost in den neuen Monat, der sicherlich neue Wunder bereithält!
Wir pflegen unsere Facharzttermine mit unseren Kindern in israelischen Fachkliniken in Jerusalem und wir sind traurig, dass es diesmal nicht zu der Fahrt nach Tabgha reicht, wo wir jedes Jahr mit Menschen mit Behinderung aus Israel die Woche des Laubhüttenfestes verbringen. Wie fröhlich kamen unsere Jugendlichen letztes Jahr am 6. Oktober zurück, um einen Tag später in einer anderen Welt aufzuwachen. Auch das Rollstuhlbasketballteam vermisst die Freundschaftsspiele mit israelischen Kollegen:innen in Tell Aviv und die Besuche am Mittelmeer.
Es fehlen uns die motivierten und fröhlichen jungen Menschen, die vom DVHL sehr gut und umfangreich auf ihren sozialen Einsatz bei uns im Land vorbereitet wurden und bei den Kindern, jungen Menschen und dem Mitarbeiterteam von Lifegate viele gute Eindrücke hinterließen und wir freuen uns, wenn hoffentlich schon bald wieder junge Menschen in Sicherheit und Frieden mithelfen können.
Danke für die Freundschaft und Unterstützung bei Projekten und die lieben Menschen im DVHL-Büro in Jerusalem! Danke für Eure wertvolle Arbeit!
Frieden beginnt im Herzen des Menschen und manchmal muss das „steinerne Herz“ herausgenommen werden und durch ein liebevolles Herz ersetzt werden. Oder unser verletztes Herz muss Heilung erfahren, die sich dann in unserem Leben und dem unserer Mitmenschen ebenfalls heilend auswirken darf.
Dafür beten wir für alle Menschen in diesem Land und diesem Krieg und um die Kraft für uns selbst, das Leid auszuhalten, versöhnende Hände zu reichen und sich nicht zu verhärten und nicht bitter zu werden. Nur mit Gottes Hilfe und Ihren/Euren Gebeten kann das täglich gelingen! Wir laden Sie bittend ein!