„Jerusalem ist nicht einfach“, sagt eine Schülerin der 11. Klasse der Schmidt-Schule. „Nicht nur wegen des Konflikts und der Spannungen, sondern weil dir die Stadt große Fragen stellt, während du noch so jung bist.“

Mit diesen Fragen setzten sich die Schülerinnen in einem mehrmonatigen Filmprojekt auseinander. Ihr Thema: Identität als junge Frau in einer alten, zerrissenen Stadt.

Unterstützt von Expertinnen und Experten aus verschiedenen Bereichen näherten sich die Jugendlichen Schritt für Schritt ihrem Thema. Mit Friedensaktivistinnen diskutierten sie über Chancen und Grenzen politischer Lösungen und die Bedeutung der jungen Generation in diesem Prozess. Sozialarbeiterinnen sprachen mit ihnen über Selbstbestimmung, Lebenswege und den Aufbau tragfähiger Netzwerke. In Gesprächen mit Familienangehörigen entdeckten die Schülerinnen, wie sehr die Geschichten der Großeltern das eigene Selbstverständnis prägen. Zudem reflektierten sie, was es bedeutet, als Frau Führungsaufgaben zu übernehmen – gerade in einem multikulturellen und multireligiösen Umfeld wie Jerusalem.

Auch praktische Fähigkeiten standen auf dem Programm: Journalisten lehrten die Jugendlichen, Fakten von Fiktion zu unterscheiden und inmitten widersprüchlicher Narrative den Blick für das Wesentliche zu behalten. Fotografen, Filmemacher und TV-Reporter führten sie in Kameraarbeit, Schnitt und Bildsprache ein. So fanden die Schülerinnen nicht nur technische Fertigkeiten, sondern auch ihre eigene Ausdrucksform.

Am Ende entstanden kurze, eindrucksvolle Filme – mal im Team, mal allein – über das Leben, die Rolle und die Identität junger Frauen in Jerusalem. Begleitet wurden die Schmidt-Schülerinnen während der gesamten Projektzeit von der TV-Journalistin Mai Bakri. Organisiert wurde das Projekt von der Jerusalemer NGO 0202 unter der Leitung von Marsha Lubovny. Finanziert wurde es vollständig von der Hanns-Seidel-Stiftung.

„Wenn dein Leben voller Hindernisse ist, dann gibt es dir Kraft, deine eigene Identität zu kennen“, fasste einer der Interviewpartner eine zentrale Erkenntnis zusammen.

Das Filmprojekt zeigt eindrucksvoll: Zwischen den Widersprüchen einer uralten Stadt finden junge Frauen ihre Stimme – und ihre Zukunft.